Leben 2.0 und davon Teil 1

it’s going to be scary – when you take that first step. when you leave behind your past and look ahead to your new future. you know you’re in the right place, but that doesn’t make those first steps any easier. or the ones that follow those. the journey will be filled with worry, fear, beauty, and purpose. every emotion that we are meant to feel. that is the design. we are meant to wander and wonder. to step into the unknown and say, „i may not have it all figured out, but i know in my heart that i will find a way.“

Topher Kearby

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Der erste Liebeskummer ist am Schlimmsten, heißt es.

Mein erster richtiger Liebeskummer kam recht spät. Mit 30 Jahren. Aber er kam. Und ja, er war schlimm. Und er veranlasste mich dazu, allein durch Österreich zu wandern. Das ist jetzt ziemlich genau 1 Jahr her – unglaublich, wie die Zeit vergeht – in guten wie in schlechten Zeiten. „It’s better to feel pain, than nothing at all“ – ach ja, die Lumineers… Haben ja schon recht irgendwie und doch… hin und wieder wär’s schon auch ganz gut gewesen, wenn ich nichts hätte fühlen können.

Damals, am ersten Tag meiner Wanderung war ich ganz woanders, als ich es gewohnt war. Physisch gesehen im nördlichsten Waldviertel an der Grenze zu Tschechien. Emotional, mit mir und meinem ganzen Leben war ich irgendwo. Nirgendwo und gleichzeitig überall. Gut 3 Monate zuvor war doch noch alles in Ordnung gewesen, die Zukunft klar vor Augen und so stimmig. Wir hatten doch beide dieses Leben gewollt. Oder nicht?!

Schon immer habe ich die Menschen bewundert (und für ihren Mut und ihre Freiheit beneidet), die alleine reisen, die alleine Weitwanderungen unternehmen. „Der große Trip“ und „In die Wildnis“ zählen nicht umsonst zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Ich hab‘ mir immer eingeredet, dass ich sowas nicht könnte und mich nie trauen würde… Nur einer von einigen meiner negativen Glaubenssätze, die sich in Luft auflösen sollten. Als sich mein Leben so unerwartet von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt hatte, wusste ich: in diesem Sommer gehe ich – alleine! Covid sei Dank fiel die Wahl auf einen der österreichischen Weitwanderwege. Als Einstieg ins Solo-Weitwandern vermutlich eh nicht so blöd, im eigenen Land erste Erfahrungen zu sammeln – man muss es ja nicht gleich übertreiben^^

Eisenwurzenweg. Der Österreichische Weitwanderweg Nr. 08 vom nördlichsten zum südlichsten Punkt durch Österreich. Der hatte es mir angetan. Diese geografisch so schön definierten Start -und Zielpunkte kamen mir irgendwie bedeutsam vor. Keine 3 Monate nachdem ich den Entschluss gefasst hatte, ging ich tatsächlich los, um einige Tränen, Kilos und hunderte Euros erleichtert. Nur mein neuer Rucksack und ich.

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Zum Anfangpunkt meines Weges kam ich per Auto (danke Mama!) und über diverse nervenstrapazierende Baustellen und Umleitungen. Endlich im hohen Norden angekommen, ging’s für mich von da an immer Richtung Süden. Zu Beginn durchs schöne, aber äußerst gelsenreiche Waldviertel, was sich als nicht ganz so schön herausgestellt hat.

Direkt an der tschechischen Grenze

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Mein Weg führte mich unter anderem über Litschau, Weitra, Gmünd, Arbesbach, über den Ostrong bis hinunter zur Donau bei Ybbs/Persenbeug.

Schon am dritten Tag „durfte“ ich in Weitra eine kleine Zwangspause einlegen. Achillessehnenentzündung… So hatte ich in dieser netten kleinen Stadt einen extra Tag samt Arztbesuch, Massage und unglaublich schmackhaften Waldviertler Mohnnudeln.

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Symbolische Bedeutung der Achillessehne : seelische (Ab)Sprungkraft, Fortschritt, Aufstieg, ermöglicht große Sprünge und jeden Absprung (hochfliegende Träume, weitgespannte Ziele). Aufgabe/Thema: sich auf die Sprünge helfen, Fortschritt und Aufstieg ermöglichen, aber auch für sichere Erdung sorgen. Dieser psychosomatische Ansatz passte damals irgendwie wie die Faust aufs Auge! Obwohl ich diesen Weg unbedingt hatte gehen wollen, sträubte sich nun innerlich vieles in mir dagegen. Wollte ich zu jenem Zeitpunkt doch ums Verrecken nicht alleine sein und das alles alleine erleben müssen. Wollte ich doch eigentlich viel lieber wieder in die Sicherheit und Behaglichkeit meiner langjährigen Beziehung, die so ein plötzliches Ende gefunden hatte. In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nie so einsam gefühlt, wie in diesen ersten Tagen auf dem Eisenwurzenweg. Da erst hatte ich so richtig realisiert und gefühlt, dass ich jetzt alleine war. Einsamkeit wo zuvor so innige Vertrautheit herrschte. Ich wollte kein Single sein. 30 empfand ich als ein bescheuertes Alter um auf einmal single zu sein. Ich wollte es nicht und doch war es so. Und plötzlich waren dann auch die Zweifel an diesem Unternehmen da. Was mir erst wie eine tolle Idee vorkam: eine Solo-Weitwanderung, etwas von dem ich lange geträumt und was ich mir nie zugetraut hatte… Etwas, was ich mir (und ihm) jetzt unbedingt beweisen wollte… Kam mir da wie die dümmste Idee überhaupt vor. Es machte mir keine Freude, sondern fühlte sich langweilig und sehr deprimierend an, Tag für Tag alleine herum zu hatschen, wo ich es doch gewohnt war immer alles mit einer anderen Person zu teilen. Dass es nicht einfach werden würde, war mir ja durchaus bewusst gewesen. Dass es sich so freudlos und einsam anfühlen würde jedoch nicht. Aber ich hatte es mir ja selbst ausgesucht und rückblickend gesehen brauchte ich wohl genau das: durch diese Gefühle richtig durch zu gehen. Nur ich und diese ganze Scheiße. Und mein Rucksack…

Aus dem Buch „Die Älteste“ <3

Und meine kleine, aber feine Spotify Playlist, die mich tagtäglich beim Gehen begleitet hat und der ich den sehr passenden Titel „moody mix“ gegeben habe. Ja, traurige und deprimierende Phasen und Stimmungen konnte ich schon immer richtig gut zelebrieren^^

Abgesehen von meiner emotionalen Ausnahmesituation (mir ging’s echt nicht gut, falls das noch nicht deutlich genug rübergekommen ist), meinem kurzen körperlichen Einbruch und der Gelsenlegionen, waren diese Etappen durch das Waldviertel jedoch wirklich richtig schön! Auch wenn ich es nicht so genießen konnte, wie ich es üblicherweise getan hätte, habe ich trotz alledem einige wunderbare Momente erleben dürfen: schöne Zeltplätze inklusive geteilter Zigaretten und Bier; Baden im Schlesingerteich inklusive Sterneschauen vom Steg aus; tierische Begegnungen inklusive frecher Füchse, die Sachen aus meinem Vorzelt klauten (und die mich vor lauter Angst schwören ließen nie wieder alleine im Zelt „in der Wildnis“ zu übernachten); mystische Nebelstimmungen; wundeschöne Wälder; Speisekarten, die an Familienurlaube am Meer erinnerten; entspannende Saunabesuche und saugutes Essen.

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Es war also doch nicht alles so schlecht, wie es sich manchmal angefühlt hatte, zumindest in jenen Momenten, wo ich mich ein bisschen besser aus diesen Sümpfen der Traurigkeit herausziehen konnte.

Die letzte wald4tlerische Etappe führte mich über den Ostrong (gr. Peilstein) und runter nach Persenbeug, wo ich die Donau per Anhalter (ein recht redseliger, seltsamer Typ…) überquerte und das erste Mal nach über 1 Woche wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen bekam. Ich konnte nämlich die Nacht bei einer lieben, mittlerweile ehemaligen, Arbeitskollegin verbringen…

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  • 9 Tage unterwegs
  • 7 Etappen (eig. 9, aber zwei davon mit dem Zug übersprungen, wegen Achilles-Aua)
  • ~ 150km zu Fuß

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